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Waffenproduzenten und Automobilbau  
Drei Zeitabschnitte prägen den Suhler Automobilbau. 1. Die Jahre von 1903 bis 1905 Die enge fruchtbare Kooperation auf dem Waffensektor mit Suhler Waffenproduzenten veanlasste die Firma “Bergmann Industriewerke Gaggenau” (Baden) einen Teil ihrer Automobilherstellung nach Suhl auszulagern. Der bekannte Automobilingenieur Willy Seck wurde deshalb in die südthüringische Waffenstadt delegiert, um die Fertigung des Kleinwagenmodells Liliput in Gang zu bringen. Diese Enscheidung zahlte sich letztendlich für Theodor Bergmann nicht aus. Die Herstellung seines “Volksautomobil” stellt er generell zuerst in Suhl und 1907 auch in Gaggenau ein. 2. Die Jahre von 1904 bis 1907 Vier Söhne führten nach dem Tod des Firmengründers Valentin Christoph Schilling dessen Waffenunternehmen weiter. Die Söhne Albert und Christian Theodor Schilling aber waren es, die die Entscheidung zum Motorwagenbau trafen. Die “Bergmann Industriewerke Gaggenau” hatten zu der Waffenfirma “V.Ch.Schilling” eine enge Verbindung, war doch der Suhler Betrieb ein wichtiger Partner des Badener Großbetriebes. Briefkopfbögen der “Gaggenauer” verwiesen schon 1898 auf die Werksanlagen des kooperierenden Waffenpartners aus Suhl hin. Albert und Christian Theodor Schilling trafen 1904 die Entscheidung, zu ihrer Fahrrad- und Waffenherstellung auch einen Kleinwagenbau in das Produktionsprofil aufzunehmen. Aus ihrem Fahrradgeschäft besaßen sie Verbindungen zu den “Aachener Stahlwerken”, die bereits ausgereifte “Fafnir”-Motoren herstellten. Dabei nutzten sie in der Anfangsphase auch die zum Verkauf gestellten Restposten des Aachener Kleinwagenmodells “Omnimobil”, dass modifiziert in Suhl zusammen geschraubt wurde. Als die “Bergmann Industriewerke” ihre Motorwagenaußenstelle 1905 in Suhl aufgaben, übernahm die Firma “V.Ch.Schilling” einen zeitweiligen Nachbau des “Liliput”, der nunmehr unter der Modellbezeichnung “VCS” auf den Markt kam. Hier änderten die “Schillings” bereits die Antriebstechnik. Riemensystem ersetzten den patentierten Reibradantrieb. 1907 stellten zeitgleich die Suhler und die Gaggenauer Werke diese Kleinwagenproduktion ein. 3. Die Jahre von 1911 bis 1934 Dieser Zeitraum ist die Blüte im Automobilbau der südthüringischen Industriestadt. Sie ist untrennbar mit dem Namen der Gebrüder Simson verbunden, die in Suhl-Heinrichs die “Simson-Werke & Co” betrieben. Wieder war es ein namhafter Waffenproduzent, der den Automobilbau in sein Herstellungskonzept aufnahm. Diesmal aber wurde daraus kein kurzlebiges Programm. Man ging bereits Anfang 1908 in eine Versuchs- phase. Der Gedanke zu einem Kleinwagen soll im Spiel gewesen sein. Belegt ist das nachweisbar nicht. Ein Zeitungsbeitrag aus der örtlichen Presse von 1911 aber weist nach, dass der mittlere Autotyp anvisiert wurde. Der Start zu dieser Produktion war im Jahr 1911. Von diesem Zeitpunkt an wurden in den Simson Werken fünf Generationen von Automobilmodellen entwickelt und hergestellt. 1. Generation: Die “A-B-C-Generation” der Simson-Modelle, die kurz vor Beginn des 1.Weltkrieges noch um den D-Typ erweitert wurde. Ihr Produktions- zeitraum ist von 1911 bis 1919. 2.Generation: Die “Obengesteurten Motorengeneration”, die von 1920 bis 1923 aktuell war. Einige Typen dieser Fahrzeuge wurden sogar bis 1924 hergestellt. 3.Generation: Die “Simson- Supra” 4 Zylinder Generation die von 1924 bis 1926 produziert wurden. 4.Generation: Die “Simson-Supra” 6 Zylinder Generation von 1925 bis 1930 und 5.Generation: Die Simson-Supra” 8 Zylinder Generation die von 1930, bis zur Einstellung des Automobilbaus in der südthüringischen Industriestadt Suhl, im September 1934 gefertigt wurden.
Rückblickend besitzt die südthüringische Industriestadt Suhl zu ihrem Automobielbau ein Alleinstellungsmerkmal, dass kein anderer Standort Deutschlands hat, in dem Autos hergestellt wurden. In Suhl waren es immer namhafte Waffenproduzenten, die den Automobilbau in ihr Produktionsprogramm aufnahmen. Immer war es die Waffenherstellung, die auch die wirtschaftliche Basis insgesamt für diese Bereiche bildete, so das der Motorenwagenbau stets einen ökonomischen “Nebenzweig” darstellte. Cirka 7 km trennen die beiden benachbarten Städte Suhl und Zella St.Blasii (ab 1919 Zella-Mehlis !) Beide sind bedeutende Standorte der deutschen Automobilproduktion. Aus der Nachbarstadt Zella St. Blasii kam ein Automobilpionier In Zella St.Blasii wurde am 17.11.1840 eine Erfinder- und Unternehmer- persönlichkeit geboren, die zu den ersten Pionieren des Motorwagenbaus zählt. Es ist Heinrich Ehrhardt. Seinem Engagenement verdanken wir es, dass neben Daimler und Benz der dritte Autobauer in Deutschland bereits 1897 in den Eisenacher Werk in kleinen Stückzahlen produzierte. Ehrhardt holte sich zu diesem Zweck zunächst eine französische Decauville-Lizenz und entwickelte später eigene Konstruktionen. Dabei spielte der Standort Zella St. Blasii, wo er 1903 die “Ehrhardt- Automobil AG” gründete, eine wesentliche Rolle. Ab 1904 begann in dieser südthüringischen Industriestadt ein Personen- und Nutzfahrzeug- programm, wobei er die Nutzfahrzeuge auch zu einem größeren Teil in seinen Metallwaren- und Maschinenfabriken in Düsseldorf herstellen ließ. Rund 16 verschiedene Personenwagenmodelle sind bis 1924 in den Werkhallen entlang der “Oberhofer Straße” in Zella St.Blasii hergestellt worden. 1923 war man- um in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu überleben- eine Fusion mit dem Karosseriehersteller Szabo & Wechselmann aus Berlin eingegangen und kam mit der Firmenbezeichnung “Ehrhardt- Szawe” auf den Markt. Die teuren Fahrzeuge hatten kaum Absatz, so dass am 3.4.1925 das Konkursverfahren eröffnet werden musste. Die “Pluto- Vertriebsgesellschaft mbH” Berlin übernahm danach die Zellaer Werkhallen und stellte dort die französische Lizenz des “Amilcar- Sportwagen” her. Amilcar hatte an verschiedene europäische Länder Lizenzproduktion vergeben, aber in Zella St Blasii wurde diese Lizenz unter der Typenbezeichnung “Pluto” weiterentwickelt, so dass nicht nur Sportwagenmodelle die Zellaer Werktore verließen. Die Zeitliche Analyse verdeutlicht, dass 7 Jahre vor dem Automobilbau in Suhl bereits Heinrich Ehrhardt in der Nachbarstadt erfolgreich den Motorwagenbau betrieb. Als 1927 endgültig der letzte “Pluto” den Automobilstandort Zella St. Blasii verließ, war in den Suhler Werkhallen gerade die Blütezeit der “SIMSON- SUPRA- Modelle” im vollen Gange. Heinrich Ehrhardt, der 128 Patente als Techniker entwickelt hatte, verstarb am 20.11.1928 in seiner Heimatstadt Zella-Mehlis.  
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